Hermine Dirmhirn
geb. Hlawnicka

Modistin, Hausfrau. Widerstandskämpferin gegen das NS-Regime. Hingerichtet.

* 1905    † 1943

 

Lebenslauf

Hermine Dirmhirn wurde als Hermine Hlawnicka am 9.12.1905 in Wien geboren. Sie arbeitete als Modistin und war auch Hausfrau. Hermine Dirmhirn war mit Lothar verheiratet. Zusammen hatte das Ehepaar zwei Kinder: Tilla Hegdis, geboren am 3.4.1935, und Ulla Vigdis, geboren am 28.7.1939.

Widerstand, Verhaftung, Todesurteil

Hermine Dirmhirn organisierte als Funktionärin der KPÖ Schulungsvorträge. Im Rahmen einer Haus- und Personendurchsuchung wurde in der Wohnung des Ehepaars Dirmhirn ein kommunistisches Flugblatt gefunden. Hermine und Lothar Dirmhirn wurden am 27. Jänner 1941 direkt nach der Haus- und Personendurchsuchung verhaftet. Am 17.11.1942 wurde das Ehepaar zum Tode verurteilt. Die Hinrichtungen erfolgten am 26.2.1943 im Landesgericht I in Wien.

Hermine Dirmhirn an ihre Tochter Tilla, aus der Todeszelle E14 im LG I Wien, v. 12.1.1943 (Auszug)

"Mein liebes Tilla-Kind! Deine beiden lieben Kärtchen und das Bildlein von dir und dem Schwesterlein habe ich erhalten. Ganz besonders haben mich deine Karten gefreut. Ich bin ganz stolz auf mein großes Töchterlein, das sich so viele Mühe gibt und mir so liebe Karten schreibt. Auf dem Bildchen bist schon ein sehr großes liebes Mädel, was du für schöne Locken hast! Ich bin froh, dass es dir bei Tante Pepi so gut gefällt, sei mir recht brav und mache der lieben Tante keine Sorgen. Lerne auch weiter recht brav und fleißig, damit auch Vati mit dir Freude hat..."

Quelle: Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. Band 1, Seite 196. Wiener Stern Verlag 2016

Aus dem Protokoll der Gestapo Wien v. 27.1.1941

“Am 27. Jänner 1941 um 3 Uhr 45 bis 7 Uhr 40 wurde über Auftrag der Stapoleitstelle Wien, Ref. II A1 in der Wohnung des Ehepaars Lothar Dirmhirn (…) und Hermine Dirmhirn (…) eine Haus- und Personendurchsuchung vorgenommen, weil der dringende Verdacht bestand, dass sie Gegenstände, die mit ihrer kommunistischen Tätigkeit in Zusammenhang sind, verborgen halten. (…) Gefunden und sichergestellt wurde: Im Schlafzimmer : 1 kommunistisches Flugblatt (2 Blätter), betitelt: “Der zweite imperialistische Weltkrieg und die Stellung der Sowjetunion usw.” unter alten Landkarten in der zweiten unteren Lade des Kleiderkastens 7 neue unbeschriebene Matritzen (…), 1 Notizkalender vm Jahre 1934 (…), 9 lose Zettel mit Anschriften und bedenkliche Vormerkungen in der Brieftasche des Lothar Dirmhirn (…), 1 Pistole, “Browning”, Kal. 6,35 mm, Nr. 917139 samt Ledertasche und 50 Stück Patronen, 6,35 mm. (…) Außer den Genannten waren nur ihre Kinder Tilla Hegdis Dirmhirn, geb. am 3.4.1935 zu Wien und Ulla Vigdis Dirmhirn, geb. am 28.7.1939 zu Wien anwesend. Die beiden Kinder wurden sogleich von der KS Anna Ederer der weiblichen Kriminalpolizei in Wien übernommen und von dieser der Kinderübernahmestelle der Stadt Wien, IX. Lustkandlgasse 50 zur weiteren Pflege übergeben.”

Gedenkort - Landesgericht für Strafsachen Wien

Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgericht für Strafsachen Wien findet sich ihr Name auf einer der Gedenktafeln.

Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof

In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.

Quellen und Bildnachweise

  • Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
  • Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. 4 Bände. Wiener Stern Verlag 2016
  • Porträtbild: Willi Weinert oder Wiener Stern Verlag
  • Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
  • Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
  • Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung

Hauptwerke zur Gruppe 40

Weiterführende Informationen

  • DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
  • Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
  • Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
  • DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
  • Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
  • Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
  • Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
  • Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964

Web-Hinweise


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